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Fracking - Das Leben der Anderen ... Preisdumping durch Externalisierung
Bei der Produktion von Waren fallen Kosten an: Für Arbeit, für die verwendeten Rohstoffe, für zugekaufte Komponenten, für Energie. Und es fallen Kosten dafür an, dass Abfälle aus der Produktion ordnungsgemäß entsorgt werden. Abwässer müssen gereinigt, Abgase gefiltert und Umweltstandards eingehalten werden.
Die Profite werden auf Kosten der Umwelt maximiert
Diese Kosten erhöhen die Preise der Waren und schmälern die Gewinne der Unternehmen. Schon immer war es attraktiv, möglichst viele der für die UnternehmerInnen und KonsumentInnen anfallenden Kosten auf Dritte abzuwälzen. So wird Raubbau an Ressourcen betrieben, die Umwelt verschmutzt, die Gesundheit der ArbeiterInnen aufs Spiel gesetzt, nur um den Preis möglichst niedrig zu halten. Durch die Globalisierung, also die geographische Trennung von Produktion und KonsumentInnen, gelingt es uns besonders leicht, die durch unsere Kaufentscheidungen verursachten Probleme aus unserem Bewusstsein zu verdrängen.
In Österreich und vielen Teilen Europas hat es die Umweltbewegung geschafft, durch strenge Regeln und Auflagen die Kosten der Externalisierung für die Um-welt vergleichsweise gering zu halten. Doch noch immer verschaffen sich Firmen wie zum Beispiel der Konzern Borealis einen Wettbewerbsvorteil, indem sie Plastikrückstände in die Donau einleiten, statt diese ordnungsgemäß zu entsorgen.[1]
Nur die Skrupellosesten bleiben übrig
Die Auswirkungen der Externalisierung sind häufig verheerend und kosten unzähligen Menschen auf der ganzen Welt Freiheit, Lebensqualität und sogar das Leben selbst. Aber besonders schlimm ist, dass es sich nicht um ein Einzelphänomen handelt. Durch die Senkung der Kosten erhalten jene, die es besonders gut schaffen, die Kosten ihrer Produk-tion auf andere abzuwälzen, einen Konkurrenzvorteil. Dieser erlaubt ihnen, andere ProduzentInnen vom Markt zu verdrängen. Skrupellosigkeit zahlt sich hier so richtig aus.
In Österreich wurde praktisch die gesamte Textilindustrie, früher Teil des Wirtschaftswunders, vernichtet, ebenso wie die Schuhindustrie und viele produzierende Unternehmen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Unternehmen in Schwellenländern sind nicht innovativer oder effizienter, aber sie können Mensch und Umwelt skrupelloser ausbeuten und ihre Ware damit zu Preisen anbieten, mit denen in Europa nur wenige Firmen mithalten können.
Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren
Der ganze Energiebereich ist ein Musterbeispiel wie systematisch Kosten auf unbeteiligte Dritte abgewälzt werden: Vom Abholzen der Wälder und damit einhergehender Erosion der Böden über die Luftverschmutzung beim Verbrennen von Kohle bis hin zur Zerstörung des Nigerdeltas, den unversicherten Schäden von Atomunfällen und natürlich der Klimaerwärmung. Die Kosten an der Zapfsäule und für den Strom aus der Steckdose sind gering im Vergleich zu jenen Kosten, die andere Menschen in anderen Teilen der Welt tragen.
Der neue Gasboom durch Fracking ist dabei keine Ausnahme: Die Kosten von der Wasserverschmutzung bis hin zur Versiegelung der Böden, von der Erderwärmung bis hin zu Schäden durch mögliche Erdbeben sollen bitte andere tragen: Die Profite der Konzerne dürfen durch solche Details nicht angekratzt werden.
Was dabei besonders perfide ist: Das scheinbar billige Gas steht dabei in Konkurrenz zu scheinbar teureren erneuerbaren Alternativen. Wir könnten uns die erneuerbare Energie nicht leisten, wird gesagt. Aber wir können uns schon lange nicht mehr leisten, dass Konzernprofite auf Kosten von Menschen auf der ganzen Welt maximiert werden. Wir wollen, dass die echten Kosten für Energie verrechnet werden. Dann wird sich nämlich Fracking einfach niemand mehr leisten wollen.
[1] http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/1583444/Konzern-leitete-Plastik-in-die-Donau