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Fracking - USA – kein Vorbild für Europa
Die US-Technologie soll nun auch in Europa im großen Stil Fuß fassen. Doch dieses Vorhaben hinkt: Zu unterschiedlich sind die geologischen Voraussetz-ungen und Besiedlungsmuster.
Ein Bohrloch pro Quadratkilometer
Schaut man sich die Luftaufnahmen von dem Gebiet in Limestone County in Texas an, ist ein Meer an weißen, über die Landschaft verteilten Punkten zu sehen: die Bohrlöcher. Im Barnett Shale in Texas, einem der Hauptfördergebiete von unkonventionellem Gas in den USA, sieht es nicht anders aus. Auf einer Fläche von 13.000 km², eine Fläche größer als Oberösterreich, wurden hier bis Ende 2010 ganze 15.000 Löcher gebohrt. Das macht eine Bohrlochdichte von 1,15 Bohrlöchern pro km².[1] Jedoch leben im Barnett Shale nur 38 Menschen pro km²[2], im Gegensatz zum dichtbesiedelten Europa, wo zum Beispiel die Bevölkerungsdichte von Polen bei 123 Personen pro km² liegt. In Großbritannien sind es sogar 276.[3] Und genau das ist der Knackpunkt, warum Fracking in Europa nicht im gleichen Ausmaß wie in den USA möglich sein kann: Die dichte Besiedlung Europas erschwert die Ausbeutung der Gasreserven.[4] Und um so komplizierter die Förderung, um so höher die Kosten und um so niedriger die wirtschaftliche Rentabilität.
Schwierigere geologische Bedingungen
Noch ein weiterer Faktor lässt auch die InvestorInnen zurückhaltend handeln: die geologischen Bedingungen. In Europa sind die Schiefergasvorkommen meist kleiner als in den USA und zudem wurden die Schätzungen der Reserven mehrmals nach unten korrigiert (siehe Artikel „Dann ist das Gas aus…“, Seite 16). Sie sind außerdem meist in mehrere Kammern aufgeteilt und sehr tief gelegen. So liegt eine polnische Erdgaslagerstätte im Schnitt 1,5 mal tiefer im Boden, als ein durchschnittliches US-amerikanische Vorkommen.[5] Das wird sich auch in den Kosten widerspiegeln. Während eine Probebohrung im Barnett Shale circa 4 Mio. Dollar kostet, beläuft sich der Preis in Polen auf 15 Mio. Dollar.[6] Auch das ist ein Grund, warum ExxonMobile seine Pläne in Polen vorerst aufgegeben hat.
Fracking oder Trinkwasser
Schließlich ist noch zu bedenken, dass in den Fracking-begeisterten Ländern Polen und Deutschland die erneuerbaren Wasserressourcen pro Kopf im europäischen Vergleich am geringsten sind. Fracking stünde mit seinem Wasserverbrauch daher in Konkurrenz zu anderen Wirtschaftsbereichen wie etwa der Landwirtschaft, was die Kosten für gefracktes Gas weiter erhöhen würde.[7]
Es lässt sich jetzt schon klar sagen: Der Gasrausch der USA ist für Europa so nicht zu kopieren. Dennoch ist zu befürchten, dass riesige Mengen an Kapital zum Nachteil der Menschen fehlinvestiert werden.
[1] http://www.europarl.europa.eu/document/activities/cont/201107/20110715ATT24183/20110715ATT24183EN.pdf
[2] http://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/bitstream/111111111/26691/1/lbna25498enn.pdf
[3] Bevölkerungszahlen:Wikipedia
[4] http://www.kpmg.com/Global/en/IssuesAndInsights/ArticlesPublications/shale-gas/Documents/cee-shale-gas-2.pdf
[5] http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/klima/131016_bund_klima_und_energie_broschuere_ressourcenschwindel_schiefergas.pdf
[6] http://www.naturalgaseurope.com/poland-shale-gas-industry-fails-to-take-off
[7] http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/klima/131016_bund_klima_und_energie_broschuere_ressourcenschwindel_schiefergas.pdf