Anlässlich der Eröffnung des VOEST-Stahlwerks in der texanischen Hafenstadt Corpus Christi übte der Vorstandschef Wolfgang Eder Kritik an Österreichs Wirtschaftspolitik. Er lobte dabei die amerikanischen Verhältnisse und drohte wieder einmal von Linz abzuwandern.
Tatsächlich sind die Verhältnisse in Texas selbst für die USA sehr unternehmensfreundlich: Bei schon sehr niedrigen Unternehmenssteuern gewährt der texanische Bundesstaat der VOEST zehn Jahre lang Steuerfreiheit. Die Energiekosten sind vor allem wegen der eigenen Schiefergasförderung deutlich unter dem europäischen Niveau. Auch braucht die VOEST keine teuren CO2-Zertifikate erwerben, da die USA am Kioto-Prozess nicht teilnehmen.
Doch Texas ist ein Problemstaat unter republikanischer Führung. Das Schulsystem zählt zu den schlechtesten der USA, die Unis sind mittelmäßig, die Infrastruktur zerbröselt, die Umwelt leidet. Die fehlende soziale Absicherung macht das Leben für Millionen von TexanerInnen zu einem ständigen Kampf. Und was sich dort die Unternehmen an Bürokratie ersparen, geben sie für horrende Anwaltskosten und sündteure Schadenersatzprozesse wieder aus.
Der Wirtschaftsforscher Karl Aiginger hat es auf den Punkt gebracht: „Europa wird nie bei den Energiekosten mit den USA oder bei den Arbeitskosten mit Asien konkurrieren können.“ Vielmehr muss sich Europa vor dieser Abwärtsspirale schützen. Früher oder später werden auch die USA den Weg des Klimaschutzes einschlagen. Die Zukunft der oberösterreichischen Industrie liegt daher in Technologien, die weniger Energie, aber mehr Gehirnschmalz verbrauchen,
Marco Vanek,
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