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Petrovic - Von der Seele weg – darf das wahr sein?
„Wie-schreibe-ich-Bewerbungs-Kurse“ für arbeitslose AkademikerInnen, die im Journalismus oder als Verlags-LektorInnen gearbeitet haben, EDV-Kurse für 58-jährige Gastro-Hilfskräfte, die wehe Füße haben und keinen Bezug zu Computern, Englisch-Kurse für Personen, die gemobbt und durch Jüngere ersetzt wurden - Alltag beim Arbeitsmarktservice. Selbiges wurde vor Jahren „ausgegliedert“ und steht selbst unter dem Erfolgsdruck der Vermittlungsrate. Förderungen für Betriebe, damit sie Leute einstellen, während gleichzeitig die Steuern und Abgaben praktisch ausschließlich die menschliche Arbeit belasten.
Das hat zwar alles keinen Sinn oder ist sogar extrem kontraproduktiv, sehr teuer, demotiviert die Betroffenen endgültig – aber es schönt die Arbeitslosen-Statistik. Doch das wirkt auch nicht mehr. Und so, als wäre das alles noch nicht genug des menschenfeindlichen Blödsinns: Jetzt wollen die konservativen Hüter der „Arbeit-muss-sein“-auch noch den Zwang zu 1-Euro-Jobs für Fremde oder besser gleich für Alle … Und, ja sicher, nicht zu vergessen: ganz, ganz fürchterlich strenge Kontrollen der „Arbeitswilligkeit“.
Ja, verdammt noch einmal: Wieviel Unvernunft darf’s denn noch sein? Wie tief kann denn der Kotau vor der extremen Rechten und den selbst ernannten Lobbyisten der „Fleißigen und Tüchtigen“ denn noch ausfallen?
Eigentlich eine sehr simple Milchmännchen-Rechnung: Die Produktivität wird bis zum Burnout gesteigert, Robotik und Mechanisierung erobern die Arbeitswelt und von Arbeitszeit-Verkürzung seit Jahrzehnten keine Rede mehr. „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Brutto-Sozialprodukt“ und „Sie amputierten ihm sein letztes Bein und jetzt kniet er sich wieder mächtig rein!“ – besser als Geiers Sturzflug (1983 !!!) kann man den globalen Irrsinn nicht besingen.
Also – wie weiter? Noch mehr Druck, noch mehr Vergatterung zu Frust-Kursen, noch mehr Geschenke an die Multis, die als Dank für ein paar Billig-Jobs gar keine Steuern mehr zahlen oder ein logischer, simpler und vergleichsweise sehr preis-werter Ausweg: Ein BGE, das zum guten Leben reicht, Talenten zum Durchbruch verhilft und das Menschsein, wie ich es verstehe, möglich macht.
Eigentlich sonnenklar!
Madeleine Petrovic ist Abgeordnete im Niederösterreichischen Landtag und Präsidentin des Wiener Trierschutzvereins.