Kinderbetreuung ist Frauensache

Ein Gastbeitrag von Julia Reiter

Kinderbetreuung muss endlich etwas wert sein

Die Pandemie hat – wieder einmal – gezeigt: Kinderbetreuung ist Frauensache. Frauen waren und sind es, die in Kindergärten und Krabbelstuben die Hauptarbeit leisten und Frauen waren und sind nach wie vor für die unentgeltliche Kinderbetreuung und Pflegearbeit im Familienkreis hauptverantwortlich. Homeoffice und Homeschooling haben ein weiteres Mal bewusst gemacht, wie wichtig eine funktionierende Kinderbetreuung für die Entlastung der Familien ist.

Trotz alledem bewegt sich weder bei den Löhnen noch bei den Arbeitsbedingungen für Elementarpädagog:innen etwas zum Positiven. Lange überfällige Lohnerhöhungen werden wieder einmal verschoben und die schlechten Rahmenbedingungen in Kinderbetreuungseinrichtungen haben weitreichende Konsequenzen: Durch den steigenden Personalmangel kann qualitative Betreuung nicht nachhaltig gewährleistet werden und das wiederum führt mittelfristig zu einem Rückgang der Betreuungsplätze. Das wiederum bekommen junge Familien zu spüren, denen ein Wiedereinstieg nach der Karenz durch fehlende Kindergartenplätze erschwert wird.

 

Kinder haben ein Recht auf gute Bildung

Das alles ist aber nur die Spitze des Eisberges. Mittlerweile führt die viel zu dünne Personaldecke sogar schon zu krankheitsbedingten Schließungen ganzer Kindergärten. Die größte Sorge ist allerdings, dass durch fehlendes Personal die qualitativ hochwertige Bildung der Kinder auf der Strecke bleibt: Ausgebildete Pädagog:innen haben bei 23 Kindern und zwei Betreuungspersonen pro Gruppe einfach keine Zeit mehr für ausführliche Beobachtungen, Dokumentationen, Reflexionen und kindorientierte Vorbereitung. Das hat massive Auswirkungen auf die zu betreuenden Kinder, weil auf spezielle Bedürfnisse weniger eingegangen werden kann und kind- und interessensorientierte Angebote schwerer kaum mehr umzusetzen sind. Damit fehlt vielen Kindern ein entscheidender Startvorteil für den Schuleinstieg.

 

Kinderbetreuung soll keine Armutsfalle werden

Man sei sich der Probleme durchaus bewusst, sagen die Verantwortlichen. Dass man allerdings endlich bei der Lohnschraube drehen sollte, dürfte noch nicht gesellschaftlicher Grundkonsens sein. Dabei ist ein ungefähres Nettoeinstiegsgehalt von €1500 lächerlich gering, wenn man bedenkt, dass das pädagogische Personal zumindest über Matura und eine fünfjährige Berufsausbildung verfügt. Auch für das unterstützende Personal ist das Gehalt zu niedrig angesetzt. Sie verfügen zwar häufig über eine kürzere und nicht so intensive Ausbildung, kommen aber in der Summe auf mehr Stunden im Kinderdienst, da sie keine Vorbereitungsstunden außerhalb der Gruppe bezahlt bekommen.

Klar ist: Der Beruf einer Kindergartenpädagog:in, Elementarpädagog:in oder auch Helfer:in ist sowohl körperlich als auch mental herausfordernd. Gerade deshalb muss dieser Beruf für junge Menschen attraktiv gestaltet werden. Das bedeutet unter anderem, dass das Gehalt in Zukunft den finanziellen Erhalt einer Familie gewährleisten muss und in zusätzliches Personal pro Gruppe investiert werden muss. 

Es kann nicht sein, dass jene Personen, die es Eltern tagtäglich ermöglichen, ihrer Arbeit nachzugehen, den derzeitigen Rahmenbedingungen und dem Lohndumping derart ausgeliefert sind.