oö.planet #105
Editorial
Tempi passati
Es war wohl ein letzter Versuch, den alten Traum von der unbegrenzten Freiheit auf vier Rädern aufleben zu lassen, als der frühere Verkehrsminister Norbert Hofer Tempo 140 statt 130 auf manchen Autobahnabschnitten erlaubte. Angesichts der Klimakrise und des steigenden CO2-Ausstoßes war es ein anachronistisches Anliegen, das in Zeiten wie diesen wohl nicht mehr für möglich gehalten wurde. Es war daher eine gute Entscheidung von Leonore Gewessler, dies mit 1. März wieder zurückzunehmen.
Einst galt das Auto als Luxussymbol, und Autobahnen waren der Garant, den Traum von der grenzenlosen Mobilitätsfreiheit ausleben zu können. Doch Luxus und Freiheit werden immer wieder neu verhandelt. Wenn es uns gelingt, die richtigen Objekte mit dem Image von Luxus und Status zu verbinden, könne man ökologisch bewusstes Verhalten für breite Bevölkerungsgruppen attraktiv machen, so die Biologin Elisabeth Oberzaucher. Sie würden dann die Option von selbst, aus innerem Antrieb heraus, wählen und nicht aufgrund eines erhobenen Zeigefingers. Daher gilt es neue Formen der Freiheit schmackhaft zu machen, etwa entspannt im Zug zu sitzen und die Wahl zu haben ein Buch zu lesen oder einfach nur beim Fenster hinauszuschauen, um die Landschaft zu genießen. Die Freiheit auf vier Rädern war die Vision des letzten Jahrhunderts, heute sind das Tempi passati…
..meint Marco Vanek, Chefredakteur
Rückmeldungen erwünscht!
Bitte diese per Mail schicken an marco.vanek@gruene.at